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Hightech, Arbeitsmigration und Feldarbeit. WEED-Studie fordert existenzsichernde Löhne in der osteuropäischen Computerindustrie

Die niedrigen Löhne beim rumänischen Zulieferbetrieb Clestica zwingen die AbeiterInnen, neben ihrer Arbeit in der Hightech-Fabrik Subsistenzwirtschaft zu betreiben

Bisher standen die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in chinesischen Hightech-Fabriken im Zentrum des Medieninteresses, insbesondere nach der Serie von 12 Selbstmorden in einem Foxconn-Werk in China. Der taiwanesische Elektronikriese Foxconn lässt auch in Osteuropa fertigen und wurde in Tschechien wegen Nichteinhaltung von Pausenzeiten zu einer Geldstrafe verurteilt. Die aktuelle Studie zeigt, dass ArbeiterInnen in der osteuropäischen Hightech-Industrie enormem Arbeitsdruck ausgesetzt sind. "Die ArbeiterInnen klagen vor allem über extrem flexible Arbeitszeitanforderungen und schlechte Bezahlung", so die Co-Autorin und Projektleiterin Sarah Bormann. Die Löhne beim rumänischen Zulieferer Cele-stica von 200 Euro reichen nicht zur Existenzsicherung, sondern zwingen die ArbeiterInnen nach ihren 12-Stunden Schichten in der Hightech-Fabrik Subsistenzwirtschaft zu betreiben.

Neben Rumänien befasst sich die Studie mit den Arbeitsbedingungen in der Elektronik-industrie in Ungarn und Tschechien. Tschechien ist die europaweit größte Auslieferungs-stelle für Computer nach Westeuropa. Da es für Foxconn in Tschechien aufgrund der niedrigen Löhne schwierig ist ArbeiterInnen zu finden, setzt das Unternehmen verstärkt ArbeitsmigrantInnen ein. 90 Prozent der ArbeitsmigrantInnen und ein wachsender Anteil der tschechischen ArbeiterInnen erhalten nur Leiharbeitsverträge. Die ArbeitsmigrantInnen müssen zu 9.000 US-Dollar an die Vermittlungsagenturen zahlen. "Bevor wir nach Tschechien kamen, dachten wir, dass wir ein Jahr brauchen würden, um unsere Schulden zurückzuzahlen. Jetzt hoffen wir, dass wir innerhalb von drei Jahren schuldenfrei sind", so ein vietnamesischer Foxconn-Arbeiter. Sechs Tage die Woche müssen die MigrantInnen in 12 Stunden Schichten arbeiten. Dies stelle einen Verstoß gegen das tschechische Arbeitsgesetzbuch dar, so der Co-Autor der Studie Leonard Plank.

WEED will mit seiner Online-Petition "Buy IT Fair" (procureitfair.org/petition) menschen-würdige Arbeitsbedingungen in der IT-Industrie erreichen. Damit Computerhersteller den Arbeitsbedingungen Priorität einräumen, müssen fair produzierte Computer massiv nachgefragt werden. "Da jeder fünfte Computer in Europa von öffentlichen Einrichtungen wie Universitäten gekauft wird, bietet ihre Marktmacht großes Potential", so Christoph Ernst von WEED. Die Online-Petition fordert deswegen öffentliche Einrichtungen und insbesondere Universitäten auf, in ihren Ausschreibungen soziale Kriterien einzuschließen.

Die Studie "Under Pressure - Working Conditions and Economic Development in ICT Production in Central and Eastern Europe" kann hier elektronisch abgerufen werden und hier als Printversion bestellt werden.

Pressekontaktdaten: Sarah Bormann, WEED, sarah.bormann@weed-online.org , Tel.: 030/27596888; Mobil: 0160-96654332

Die NGO Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung e.V. - WEED setzt sich für eine solidarische, faire und ökologische Globalisierung ein. Im Fokus der europäischen Kampagne ProcureITfair, in der WEED Projektpartner ist, steht der Kampf gegen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen in der Computerindustrie.

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