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Kulturvernichtung und Vertreibung mit deutscher und österreichischer Hilfe!

Die Regierungen aus Deutschland und Österreich haben am Nachmittag des 26. März 2007 bekannt gegeben, dass sie nun endgültig den Exportkreditgarantien für den Bau des Ilisudamms in den kurdisch besiedelten Gebieten der Türkei zugestimmt haben. Diese Entscheidung der beiden Länder hat uns, die Vertreter von 72 Organisationen aus den betroffenen Gebieten, sehr entsetzt.

Durch den Ilisu-Staudamm wird die über 10.000 Jahre alte Stadt Hasankeyf am Tigris, die unter Denkmalschutz steht und von Experten zum Weltkulturerbe gezählt wird, für immer in den Fluten eines gewaltigen Stausees versenkt. Darüber hinaus führt der Staudamm zu einem gewaltigen ökologischen Desaster und zur Vertreibung von mindestens 55.000 Menschen.

Deutschland und Österreich argumentieren, die Türkei hätte sich nun zu Maßnahmen verpflichtet, die "weit über die bisher bei Staudammprojekten geübte Praxis hinausgehen". Dem müssen wir entschieden widersprechen:

  • Wir, die von dem Staudamm betroffenen Menschen, wurden über das Bauvorhaben kaum informiert. Unsere Anfragen und Gesprächsangebote wurden nicht beantwortet. Im Gegenteil: Der Gouverneur der Provinz Mardin hat Staudammkritiker sogar zu "Helfern von Terroristen" erklärt. Gegen diese Verleumdung haben wir Anzeige erstattet.
  • Man will die wichtigsten vorhandenen Kulturschätze im antiken Hasankeyf abbauen und in einem neu geschaffenen "Kulturpark" wieder aufbauen. Damit sollen sie angeblich gerettet werden. Wir bewerten dies nur als Augenwischerei. Namhafte Wissenschaftler aus der Türkei und Europa erklären, dass ein solches Vorhaben technisch unmöglich sei. Die Bauwerke bestehen im Innern aus Bindemittel und nicht aus Steinen. Sie können daher nicht transportiert werden. Und wie will man beispielsweise Teile der Felsenburg, die vom Wasser überflutet werden sollen, retten? Wie will man die einzigartigen 6000 Höhlen versetzen? Darüber hinaus werden in der Umgebung von Hasankeyf weitere 300 archäologische Stätten überflutet. Nur bei vierzehn dieser Fundorte konnte man bisher überhaupt mit den Ausgrabungen beginnen.

Wir sehen daher in der Entscheidung der Regierungen aus Deutschland und Österreich einen ungeheuerlichen Akt der Vernichtung eines unersetzlichen Weltkulturerbes. Einzigartige Dokumente unserer Geschichte und unserer Kultur werden für immer zerstört. Dagegen wehren wir uns. Wir appellieren noch einmal an Deutschland und Österreich, an alle Menschen, Wissenschaftler und Politiker in Europa und der ganzen Welt: Unternehmen Sie alles, damit dieses unverantwortliche Staudammprojekt doch noch gestoppt wird!

Wir wollen eine Entwicklung in unserer Region ohne kulturelle und ökologische Zerstörungen, eine Entwicklung, die den Menschen dient und sie nicht vertreibt. Wir wollen selber über unsere Zukunft bestimmen!

Ercan Ayboga

Initiative zur Rettung von Hasankeyf

27.03.2007

Diyarbakir/Türkei

Tel: 0090-5366016259

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