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Pressemitteilung: Zehn Jahre Weltsozialgipfel in Kopenhagen

Aus Anlass des zehnten Jahrestages des Weltsozialgipfels in Kopenhagen haben deutsche Nichtregierungsorganisationen in Berlin einen Forderungskatalog an die Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul übergeben. Darin fordern sie verstärkte Anstrengungen, um weltweit und in Deutschland Armut und soziale Ausgrenzung zu beseitigen. "Auch nach zehn Jahren ist keine einzige der zehn Verpflichtungen des Weltgipfels für soziale Entwicklung eingelöst worden", kritisiert Klaus Heidel, Sprecher des Netzwerkes Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel und Mitarbeiter der Werkstatt Ökonomie e.V. in Heidelberg. "Nicht einmal die für das Jahr 2000 vorgesehenen Teilziele sind bisher erreicht worden."

"Die Bilanz ist aus entwicklungspolitischer Sicht niederschmetternd", so Peter Mucke, geschäftsführender Vorstand des Kinderhilfswerkes terre des hommes e.V. in Osnabrück. "Zwar gab es in einigen Bereichen leichte Fortschritte. Aber noch immer sterben 174 von 1000 Kindern in Afrika südlich der Sahara, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreichen. Noch immer ist ein Drittel der Menschen in Afrika südlich der Sahara unterernährt. In diesen Ländern ist die Zahl der Armen in den letzten zehn Jahren nicht gesunken, sondern weiter gestiegen. Weltweit leben immer noch mehr als 2,7 Milliarden Menschen in Armut (d.h. von weniger als 2 Dollar am Tag) - und damit fast jeder zweite Mensch auf der Erde".

Angesichts dieser Bilanz verlangt Mucke eine radikale Änderung der Politik der Regierungen: "Statt ihre Verpflichtungen von Kopenhagen zu erfüllen, haben die Regierungen im Laufe der letzten zehn Jahre ihre Ziele reduziert und die Zeitpläne verlängert".

Auch in Deutschland hat Armut zu- und nicht abgenommen. "Der zweite Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung belegt, dass in den vergangenen vier Jahren die Armutsrisikoquote in Deutschland von 12,1 Prozent auf 13,5 Prozent weiter gestiegen ist", so Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. in Berlin.

"Die sich weiter verschlechternde finanzielle Lage vieler Haushalte zeigt sich auch an der Zahl überschuldeter Haushalte. Vor diesem Hintergrund darf die finanzielle Mittelausstattung für Schuldnerberatungsstellen keinesfalls zurückgefahren werden", fordert Gohde. "Überdurchschnittlich von Armut bedroht und betroffen sind Kinder, sie sind nach wie vor die größte Gruppe unter den Sozialhilfebeziehern. Ihre Sozialhilfequote ist doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Die höchste Sozialhilfequote findet sich in der Gruppe der unter 3-Jährigen. Die Notwendigkeit einer Kindergrundsicherung wird durch diese Befunde erneut bestätigt".

"Angesichts der insgesamt negativen Bilanz muss die Beseitigung von Armut und sozialer Ausgrenzung endlich Vorrang erhalten", so Heidel. "Deshalb fordert Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel von der Bundesregierung zum Beispiel, dass sie neue Gesetze darauf prüft, ob sie zur Armutsbekämpfung beitragen. Weiter fordern wir, dass sich die Bundesregierung für eine Neuausrichtung der Politik von Weltbank und Internationalem Währungsfonds an den Menschenrechten ebenso einsetzt wie für einen gerechten Welthandel." Nicht zuletzt verlangt Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel eine Aufstockung der Entwicklungshilfe und entschiedenere Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut in Deutschland.

Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel ist ein Zusammenschluss von 27 entwicklungs- und sozialpolitischen Organisationen und Institutionen, politischen Stiftungen und Gewerkschaften.


Kontakt und weitere Informationen:

Klaus Heidel Sprecher Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel

Werkstatt Ökonomie e.V., Obere Seegasse 18, 69124 Heidelberg, Tel.: 06 221 - 433 36 13, Fax: 06 221 - 433 36 29

www.woek.de

www.forum-weltsozialgipfel.de

 

Koordinierungskreis Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel:

  • Dr. Peter Eisenblätter, terre des hommes Deutschland e.V.
  • Klaus Heidel, Sprecher Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel,
  • Werkstatt Ökonomie e.V.
  • Jens Martens, Global Policy Forum Europe
  • Dr. Klaus Schilder, WEED e.V.
  • Werner Oesterheld, DGB-Bildungswerk e.V.
  • Dr. Bernhard Walter, Projektstelle von Brot für die Welt und Evangelischem Entwicklungsdienst e.V.(EED) zum Aktionsprogramm 2015, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.
  • Frank Ziegler, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.

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