Briefing - Der Reformprozess der Weltbank greift zu kurz

Die Weltbank durchläuft seit Ende 2022 einen großen Reformprozess, der maßgeblich durch Deutschland und andere Hauptanteilseigner der Weltbank angestoßen wurde. Ihr Fokus lag dabei vor allem darauf, dass die Weltbank mehr in Klimaschutz und andere grenzüberschreitende globale öffentliche Güter investiert. Der Reformprozess knüpft auch an die seit 2021 laufende Diskussion im Rahmen der G20 um die Erhöhung der Finanzierungskapazitäten der multilateralen Entwicklungsbanken an. Das Versprechen lautete stets sowohl eine „größere“, als auch eine „bessere“ Weltbank zu schaffen.

Die Chance für eine tiefgreifende Reform der Weltbank wurde jedoch vertan. Dem Reformprozess liegt keine kritische Analyse dazu zugrunde, wie die Weltbank selbst zu den weltweit zu beobachtenden Problemen und Vielfachkrisen beigetragen hat und was dies für eine strukturelle Neuausrichtung auf dem Weg zu einer besseren Bank bedeutet. Der Reformprozess setzt auch weiter auf einen Ansatz, der die Mobilisierung privaten Kapitals durch verschiedene Anreize als zentrale Aufgabe versteht und darüber die strukturellen Abhängigkeiten und die ungleichen Machtverhältnisse im internationalen Finanzsystem weitertreibt.

Das vorliegende Briefing vermittelt einen Überblick zum Stand der Weltbankreform vor der Jahrestagung 2024 und nimmt dabei die finanziellen Aspekte, die fehlende inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung sowie die Leerstelle Governancereform kritisch in den Blick.

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stand der Reform aus finanzieller Sicht

3. Neue Programme für globale Herausforderungen: Marketing statt Reform

4. Scorecard: Defizite der neuen Wirkungsmessung

5. Immer mehr Einfluss für privates Kapital: Das Private Sector Investment Lab und andere Einfallstore

6. Governancereform: Der Elefant im Raum

7. Fazit