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E-Bike-Boom auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt

Berlin: Anlässlich des Weltfahrradtages fordert WEED von der E-Fahrrad-Branche Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer globalen Wertschöpfungsketten zu achten und Recyclingkapazitäten auszubauen. Mit dem Radiobeitrag "Wie nachhaltig ist ein E-Bike wirklich? Von Rohstoffen und Lieferketten“ zeigt WEED auf, dass die gesamte Branche beim Thema Nachhaltigkeit noch über großes Entwicklungspotenzial verfügt.

„Erstmals haben sich die Deutschen mehr E-Bikes als klassische Fahrräder zugelegt. Im vergangenen Jahr entschieden sich 53 % der Fahrradkäufer für ein Rad mit Elektroantrieb. Damit wurden 2,1 Millionen E-Bikes und 1,8 Millionen klassische Fahrräder verkauft“, erläutert Anton Pieper von WEED.

„Das E-Bike ist so etwas wie der SUV der Fahrradbranche: Mehr Material und vor allem höhere Gewinne. Europaweit machten E-Bikes 2022 62 % des Umsatzvolumens aus, was etwa 14 Mrd. EUR bei 5 Millionen verkauften E-Bikes entspricht“, so Pieper weiter. „In Deutschland machen E-Bikes bereits heute über 80 % des nationalen Fahrradumsatzes aus, Tendenz steigend.“

Doch der ständig steigende Bedarf an für die E-Mobilität wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Kupfer, Mangan, Grafit, Kobalt und Nickel führt in den Abbauländern zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. „Dieser Verantwortung stellt sich die E-Fahrrad-Branche bislang noch viel zu wenig“, sagt Pieper. „Wenn die Branche eine Vorreiterrolle einnehmen und ihrem nachhaltigen Image gerecht werden will, muss sie insbesondere beim Thema verantwortungsvoller Bezug von Batterie-Rohstoffen und bei der Umsetzung von menschrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten dringend nachbessern.“

„Zudem müssen Recycling-Kapazitäten dringend ausgebaut werden“, fährt Pieper fort. „Weltweit landen jährlich ca. 15 Millionen Räder auf Mülldeponien. Immer mehr davon sind E-Bikes, da gebrauchte E-Bikes aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts wesentlich seltener wiederverkauft werden als mechanische Fahrräder.“

E-Bike Akkus werden durchschnittlich nach etwa 500 Ladezyklen entsorgt, obwohl sie oftmals noch repariert werden könnten. Nach der Entsorgung werden sie meist nicht recycelt. Insbesondere Recyclingquoten von Lithium-Ionen-Batterien sind bislang sehr niedrig.

Dabei ist klar: Viele der Vorteile von Recycling, insbesondere der geringere Bedarf an Rohstoffprimärförderung und -weiterverarbeitung und die damit einhergehenden CO2-Einsparungen, sind zur Abschwächung des Klimawandels dringend erforderlich.

Ambitioniertere politische Vorgaben sind daher zwingend notwendig, um bislang fehlende finanzielle Anreize auszugleichen und eine flächendeckende Recyclinginfrastruktur zu etablieren.

 

Mehr Infos:

Radiobeitrag "Wie nachhaltig ist ein E-Bike wirklich? Von Rohstoffen und Lieferketten“

Studie E-Mobilität auf dem Prüfstand - Sorgfaltspflichten in der E-Fahrrad-Branche

Factsheet Das Dilemma der E-Mobilität – Risiken und Missstände im Rohstoffabbau für Lithium-Ionen-Batterien

Factsheet E-Mobilität – fit für den Kreislauf? Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

 

Kontakt:

Anton Pieper, Tel.: 030 - 28044820, E-Mail: anton.pieper@weed-online.org

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