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E-Mobilität auf dem Prüfstand

Berlin, 02. Juni 2021 Anlässlich des Weltfahrradtages fordert WEED von der E-Fahrrad-Branche Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer globalen Wertschöpfungsketten zu achten. Mit der Veröffentlichung "E-Mobilität auf dem Prüfstand - Sorgfaltspflichten in der E-Fahrrad-Branche" zeigt WEED auf, dass die gesamte Branche beim Thema menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten noch über enormes Entwicklungspotenzial verfügt. Jedes dritte verkaufte Rad in Deutschland ist mittlerweile ein E-Fahrrad. Der E-Fahrrad-Sektor in Deutschland boomt. Die Zahl der Privathaushalte mit E-Fahrrädern hat sich von 2015 bis 2020 nahezu verdreifacht. Im Jahr 2020 konnte die Branche ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahr um ca. 20 % steigern. Die Covid-19-Pandemie war hierbei ein wichtiger Faktor. Für die folgenden Jahre werden dem Fahrradsektor allgemein und dem E-Fahrrad-Sektor im Besonderen geradezu fantastische Wachstumszahlen prognostiziert. Und auch als Dienstfahrzeug wird das E-Fahrrad immer beliebter. Ein starkes Indiz dafür ist, dass laut Schätzungen in Deutschland im Jahr 2020 bereits mehr als 500.000 geleaste Diensträder unterwegs waren - bei steigender Tendenz. Das sind gute Nachrichten. Denn für eine Mobilitätswende wird es nicht ausreichen, bestehende Automobil-Flotten auf E-Antriebe umzustellen. Vielmehr bedarf es einer Neuausrichtung von Mobilität: weg vom Auto, hin zu alternativen Fortbewegungsmitteln. E-Fahrrädern kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

"Doch der ständig steigende Bedarf an für die E-Mobilität wichtigen Rohstoffen wie bspw. Lithium oder Kupfer führt in den Abbauländern zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung", erläutert Johannes Peter, Rohstoffexperte bei WEED, und fügt hinzu: "Damit die Mobilitätswende nicht zu Menschenrechtsverletzungen führt und Umweltzerstörung in andere Länder verlagert, muss sie mit einer Rohstoffwende einhergehen." Neben der Umsetzung von menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten durch Unternehmen und dem Schutz der Rechte der Betroffenen in den Abbaugebieten beinhaltet eine solche Rohstoffwende die Reduktion des absoluten Verbrauchs metallischer Rohstoffe. Die deutsche Industrie hat beim Verbrauch metallischer Rohstoffe weltweit eine wichtige Rolle. Bei Kupfer ist sie zum Beispiel die drittgrößte Verbraucherin. Entsprechend groß ist die Verantwortung deutscher Unternehmen.

"Die E-Fahrrad-Branche stellt sich dieser Veranwortung bislang noch viel zu wenig", konstatiert Anton Pieper, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei WEED. "Wenn die Branche eine Vorreiterrolle einnehmen und ihrem nachhaltigen Image gerecht werden will, muss sie beim Thema verantwortungsvoller Bezug von Rohstoffen und bei der Umsetzung von menschrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten dringend nachbessern. Bislang bleibt die E-Fahrrad-Branche weit hinter internationalen Standards zurück und läuft Gefahr im Vergleich mit anderen Branchen ins Hintertreffen zu geraten." Um ein genaueres Bild davon zu erlangen, inwieweit die deutsche E-Fahrrad-Branche menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken ernst nimmt und entsprechende Maßnahmen umsetzt, haben wir verschiedene Akteure wie Verbände, E-Fahrrad-Unternehmen, sowie Batteriehersteller kontaktiert.

Einzig zwei Unternehmen - das E-Fahrrad-Unternehmen Riese & Müller sowie der Batteriehersteller Bosch - erklärten, dass sie sich bereits eingehender mit menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten auseinandergesetzt und erste Schritte umgesetzt haben. Aus den Angaben der Unternehmen wird jedoch nicht immer deutlich, wie weit die genannten Ansätze gehen und ob die getroffenen Sorgfaltsmaßnahmen eine tatsächliche Wirkung auf die tieferen Glieder der Wertschöpfungskette haben. WEED ruft die E-Fahrrad-Branche dazu auf, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette umzusetzen. Unternehmen könnten bspw. freiwillige Maßnahmen der Unternehmensverantwortung umsetzen, in ambitionierte Rohstoffinitiativen eintreten und nachhaltige Geschäftsmodelle, wie etwa einen Fairbike-Ansatz, verfolgen. Alle Akteure sollten sich für branchenweite Maßnahmen wie bspw. unternehmensübergreifende Beschwerdemechanismen ausprechen und sich darüber hinaus für ambitionierte Lieferkettengesetze auf Bundes-, EU, sowie UN-Ebene stark machen.

Informationen:

Studie E-Mobilität auf dem Prüfstand - Sorgfaltspflichten in der E-Fahrrad-Branche

English Abstract E-Mobility inspected - due diligence in the e-bike industry

Kontakt:

WEED e.V. World Economy Ecology & Development

Anton Pieper, Tel.: +49 17696822859, E.Mail: anton.pieper@weed-online.org

Johannes Peter, Tel.: 030 275 82 249, E-Mail: johannes.peter@weed-online.org

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