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Europäische Steuerzahler unterstützen ausbeuterische Arbeitsbedingungen in China

Millionen an Steuergeldern fließen in Europa in die Anschaffung von Dell-Computern für den öffentlichen Sektor. Die Vergabe öffentlicher Aufträge ist vertraglich an eine Reihe ethischer Auflagen gebunden. Doch ein Bericht von DanWatch zeigt auf, dass die Bedingungen bei den chinesischen Zulieferern von Dell äußerst fragwürdig sind.

China, die Werkbank der Welt, war lange Zeit dank niedriger Arbeitskosten, schwacher gewerkschaftlicher Vertretung und einer Regierung, die sich generell wenig für die Durchsetzung des chinesischen Arbeitsrechts einsetzte, ein attraktiver Standort für IT-Unternehmen. Doch die Nachfrage der Markenhersteller nach möglichst schnell und billig produzierten IT-Komponenten wirkt sich auf die Lebensumstände der in der Elektronikindustrie beschäftigten ArbeiterInnen aus.

DanWatch zeigt auf, dass die ArbeiterInnen in Zulieferbetrieben von Dell in den chinesischen Provinzen Guangdong und Jiangsu bis zu 74 Stunden pro Woche arbeiten und Überstunden im Ausmaß von 52 bis 136 Stunden pro Monat leisten. Die Tages- und Nachtdienste werden willkürlich vom Arbeitgeber eingeteilt, und in Spitzenzeiten ist eine 7-Tage-Woche die Regel.

"Unsere Erkenntnisse zeigen, dass die ArbeiterInnen gezwungen sind, Überstunden zu leisten, um von ihrem Einkommen leben zu können, obgleich sowohl ILO-Konventionen als auch das chinesische Arbeitsrecht einen Mindestlohn fordern, von dem die täglichen Grundbedürfnisse gedeckt werden können", erläutert die Direktorin von DanWatch, Eva Hesse Lundström.

Doch nicht nur in puncto Arbeitszeit werden grundlegende arbeitsrechtliche Standards verletzt. Bei den Montage- und Schweißarbeiten an den Leiterplatten sind die ArbeiterInnen starken Rauchgasen ausgesetzt und erhalten keine angemessene Schutzausrüstung. Darüber hinaus erleben die ArbeiterInnen ein psychologisch belastendes Arbeitsumfeld und verbale Übergriffe, obwohl dies laut Dells Verhaltenskodex und den Standards der Electronic Industry Citizen Coalition (EICC), der Dell angehört, verboten ist.

Der Bericht von DanWatch konzentriert sich auf die amerikanische Computermarke Dell, da Dell in Europa in Bezug auf öffentliche Aufträge eine maßgebliche Marktstellung einnimmt. Dell steht überdies stellvertretend für viele IT-Marken, die von NGOs wegen Arbeitsrechtsverletzungen an den Pranger gestellt wurden und trotzdem nur wenig zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen getan haben. Bereits seit 2004 berichten NGOs von Fällen schwerer Arbeitsrechtsverletzungen im Umkreis von Dell.

Dell hat in der Vergangenheit angekündigt, die Löhne der ArbeiterInnen erhöhen und die Überstunden verringern zu wollen. Nichtsdestotrotz soll Dell seine Zulieferer nach wie vor zu Kostensenkungen drängen, anstatt eine Verbesserung der Arbeitsrechte einzufordern. Die Untersuchungen von DanWatch bestätigen diese Berichte.

Konfrontiert mit den Vorwürfen von DanWatch erklärt Deborah Albers, Principal Social Strategist bei Dell, dass drei der vier von DanWatch untersuchten Zulieferer kürzlich von Dell geprüft wurden und der vierte Betrieb im Verlauf des Jahres geprüft werden soll. Zu einem Schreiben von DanWatch, in dem die Untersuchungsergebnisse erläutert wurden, äußerte sie sich wie folgt: "Wie bei den meisten Audits wurden Nicht-Übereinstimmungen mit dem EICC-Verhaltenskodex festgestellt und Maßnahmen zur Behebung dieser Fälle gesetzt. Sollten Sie in Ihrem Schreiben Probleme auflisten, die im Rahmen unserer Audits nicht festgestellt wurden, wird unser Supply Chain Social and Environmental Responsibility (SCSER)-Team weitere Nachforschungen anstellen". Weiterhin wurde laut jüngstem CSR-Bericht von Dell in 61,7 % der angekündigten Audits eine Überschreitung der Arbeitszeit festgestellt; in 18,1 % waren die ArbeiterInnen Gefahren am Arbeitsplatz ausgesetzt.

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