Pressemitteilung: Weltbank bewilligt Finanzierung für Mega-Erdgasprojekt im peruanischen Amazonas
Trotz massiver Kritik von Nichtregierungsorganisationen weltweit hat der Privatsektorarm der Weltbank - die International Finance Corporation (IFC) - am Dienstag, den 5. Februar 2007, einen 300 Mio Dollar-Kredit für das Camisea-Erdgasprojekt im peruanischen Regenwald bewilligt. Auch die Bundesregierung stimmte dem Vorhaben zu.
"Mit der Unterstützung dieses Projekts zeigt die Weltbank, dass ihre Verpflichtung auf Klimaschutz Makulatur ist. Sie subventioniert weiterhin milliardenschwere Ölkonzerne, finanziert Regenwaldzerstörung und gibt der peruanischen Regierung eine Belohnung für den rücksichtslosen Umgang mit der eigenen Bevölkerung und den Abbau des Umweltschutzes", kritisiert Daniela Setton von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation WEED.
Die bisherige Erdgasförderung im Camisea-Projekt hat massive ökologische Zerstörung hervorgerufen und die indigene Bevölkerung extrem geschädigt. Der jetzt bewilligte Teil des Projekts dient dem Export von flüssigem Erdgas nach Mexiko und in die USA. Kritiker weisen darauf hin, dass das Projekt der weiteren Regenwaldvernichtung Vorschub leistet und Peru ökonomisch keinen Vorteil bringt. Wie das peruanische Internet-Portal "Living in Peru" am 28.1.2008 berichtete, werden die Einnahmen aus dem Camisea-Projekt zudem dazu verwandt, die Streitkräfte und die Polizei des Landes aufzurüsten.
"Die Weltbank versilbert die nicht-erneuerbaren Ressourcen Erdgas und Regenwald und unterstützt damit die weitere Militarisierung der Region, die keinesfalls der ‚Entwicklung’ des Landes dient", hebt Heike Drillisch von WEED hervor. Nichtregierungsorganisationen hatten gefordert, dass als Mindestvoraussetzung für eine Bewilligung des Kredits die ökologischen Schäden der bisherigen Förderung behoben werden und die Einhaltung der Umwelt-, Menschenrechts- und Sozialstandards der IFC für alle Projektphasen überprüft ist.
Das grüne Licht der Bundesregierung zum Camisea-Projekt ist besonders enttäuschend", so Daniela Setton. "Während die Bundesregierung sich verbal für ein Umdenken der Weltbank in puncto Klimaschutz und erneuerbare Energien einsetzt, knickt sie ein, sobald es um konkrete Entscheidungen geht."
Hintergrund:
"Camisea" ist das größte Erdgasprojekt in der Geschichte Perus. Unter Führung des US-amerikanischen Öl- und Gaskonzern Hunt Oil dient es der Extraktion und dem Export von peruanischem Erdgas nach Mexiko und in die USA. Es öffnet die Türen für eine weitere Zerstörung des wertvollen peruanischen Amazonas und steht aufgrund seiner massiven ökologischen Auswirkungen, der schädlichen Folgen für die betroffene indigene Bevölkerung und des zweifelhaften ökonomischen Nutzens für Peru in der Kritik. Experten warnen davor, dass Peru durch den Export seiner Erdgasreserven wirtschaftlich schlechter dastehen könnte, als wenn es diese für den eigenen Verbrauch nutzt. Der international angesehene Experte auf dem Gebiet der Bewertung von Investitionsprojekten - Prof. Glenn P. Jenkins - hat den jetzt zur Entscheidung anstehenden Projektteil, der den Export des Erdgases ermöglichen soll, das sogenannte Peru LNG Projekt, im Dezember 2007 untersucht. Sein Bericht ist eindeutig: "Der Export des Erdgases ist nach bisherigen Erkenntnissen über die Menge der Erdgasvorkommen für Peru nicht vorteilhaft." Nach Aussage der US-amerikanischen Organisation Amazon Watch sind 30 % bis 40 % der Einnahmen aus dem Camisea-Projekt für den nationalen Verteidigungsfonds reserviert.
Ansprechpartnerin für Rückfragen und Interviews:
Daniela Setton 0179 - 710 20 94, Daniela.Setton@weed-online.org
Heike Drillisch 0177 - 345 26 11, heike.drillisch@weed-online.org
Hintergrundinformationen zum Camisea Projekt:
www2.weed-online.org/uploads/weed_hintergrund_camisea.pdf
www.weed-online.org/themen/909849.html
www.livinginperu.com/news-5596-peru-perus-government-revamp-military-after-increasing-defense-fund