Was lange währt wird halb gut - neue EU Richtlinie schafft Anreize für die ökofaire Beschaffung
Weitere Schritte zur Einschränkung übermäßiger Konzernmacht werden für den Herbst erwartet
Die gestrige Einigung von Europäischem Parlament, Rat der Finanzminster und EU-Kommission bei der Reform der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) bringt einige Fortschritte zur Regulierung der Finanzmärkte, bleibt aber auf halbem Weg stehen.
Die Einschränkung der Nahrungsmittelspekulation soll in der MiFID durch Positionslimits für einzelne Händler erfolgen. "Zwar ist es gut, dass zumindest die jetzt beschlossenen Limits kommen werden", so Markus Henn, Referent für Finanzmärkte bei WEED. "Aber einige EU-Staaten wie Großbritannien konnten doch entscheidende Aufweichungen durchsetzen, vor allem dass die Limits nicht direkt durch die EU-Ebene gesetzt werden. Außerdem wurden keine klaren Verbote für Finanzprodukte beschlossen, die auf Nahrungsmittelpreise wetten, obwohl mehrere Fraktionen des EU-Parlaments dies gefordert hatten."
Auch beim Hochfrequenzhandel ist die Bilanz gemischt. "Begrüßenswert ist die Einführung von Mindest-Preisänderungen (minimum tick size) und automatischen Handelsstopps (circuit breaker)", so Henn. "Aber der Vorschlag des Parlaments, Mindestdauern für Angebote einzuführen, wurde vom Rat nicht akzeptiert. Und Vorschläge innerhalb des Parlaments, den Hochfrequenzhandel zu verbieten oder zumindest klar zu beschränken, haben es auch nicht bis zum Ende geschafft."
Die Einführung der neuen Organisierten Handelssysteme (organized trading facilities) behebt nicht die Fehler der ersten MiFID-Richtlinie von 2007. Henn dazu: "Die Fragmentierung des Handels, die 2007 mit der MiFID kam, wird durch die OTF nicht rückgängig gemacht, sondern eher fortgesetzt. Zwar könnte ein wenig des völlig unregulierten Handels auf OTF wandern. Aber umgekehrt wird auch regulierter Handel von den echten Börsen (regulated markets) auf die schlechter regulierten OTF gehen."